Ausbilden für übermorgen – Betriebe stellen sich breit auf

Ausbilden für übermorgenEine Ausbildung schafft eine Grundlage, auf die man aufbauen kann. Gut, dass es Betriebe gibt, die junge Menschen fördern. Und wenn ein Unternehmen in der Lehre zusätzliche und zeitgemäße Angebote schafft, profitieren am Ende beide Seiten davon.

Milosch Peters (22) lacht kurz verlegen. Neben ihm sitzen sein ehemaliger Ausbildungsleiter und direkter Ausbilder. Doch seine Worte sind ernst gemeint und voller Überzeugung: „Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, hier meine Ausbildung zu machen!“ Und auch seine Ausbilder sind sichtlich erfreut.

Ausbildung als Perspektive

Walbert-Schmitz, Familienunternehmen im Messebau und Design in der zweiten Generation, schafft nachhaltige Perspektiven für seine Mitarbeiter. „Dazu gehört eine zukunftssichere Ausbildung“, weiß Mario Handels (42), Ausbildungsleiter der hauseigenen Schreinerei. Zukunftssicher heißt für ihn, zeitgemäße Angebote zu schaffen, die die Lehre ergänzen, ohne dabei das Wesentliche zu vernachlässigen.

Horst Weber (61) hatte lange Jahre im eigenen Betrieb ausgebildet. Heute macht er die Schreiner-Azubis und -Azubinen bei Walbert-Schmitz fit. Er ist das beste Beispiel dafür, dass Erfahrung und moderne Anforderungen keine Gegensätze sind. Denn während das Berufsbild Schreiner vielseitiger geworden ist, ist das Handwerk das gleiche geblieben. Die Ausbildung hat sich allerdings angepasst: „Das Zeichnen von Hand musste früher jeder Lehrling beherrschen“, erinnert sich Weber, „heute übernimmt das Auto CAD.“ Computer und High-Tech-Maschinenparks haben auch hier Einzug gehalten. „Ich lege allerdings sehr viel Wert darauf, dass meine Auszubildenden das traditionelle Handwerk nicht vernachlässigen.“ Mit dem Stecheisen muss jeder Schreiner, egal ob im Möbel- oder Messebau, auch heute noch umgehen können.

Moderne Angebote

Seit 2005 bildet Walbert-Schmitz nun aus; Schreiner war der erste Beruf, es folgten Ausbildungen in der EDV, Werbetechnik und Mediengestaltung. In allen vier Ausbildungen hat man ergänzende und fächerübergreifende Angebote geschaffen. Denn insgesamt sind die Weiterbildungsmöglichkeiten reichhaltiger geworden, „und das sollte man auch ausschöpfen“, ist Mario Handels überzeugt. Das gilt natürlich für die technisch-handwerkliche Seite, aber auch immer mehr Soft Skills sind gefragt.

„Eine Anforderung der modernen Arbeitswelt ist Flexibilität“
Nicht in der Ausbildungsordnung, aber durchaus im täglichen Arbeiten. So legt Handels seinen Auszubildenden auch schon mal nah, einen fachbezogenen Rhetorikkurs zu besuchen. Vorschläge überzeugend präsentieren, Ideen plausibel darlegen – der Kunde wünscht immer mehr Transparenz, eine gute Kommunikation gehört zum täglichen Handwerk. Auch innerhalb des Teams muss diese funktionieren, schließlich arbeiten hier viele Abteilungen und Teams zusammen.

Die Ausbildung ist auch deshalb so fächerübergreifend gestaltet, um von Anfang an das Gespür dafür zu vermitteln, das große Ganze im Auge zu behalten. „Eine Anforderung der modernen Arbeitswelt ist Flexibilität“, sagt Handels. Man muss über den Tellerrand schauen und sich orientieren können.

Blick fürs große Ganze

Milosch Peters wurde nach seiner Ausbildung übernommen. Was er begrüßte, hatte er doch am eigenen Leib erlebt, dass Walbert-Schmitz mehr zu bieten hatte. Der hohe technische Standard, die intensiven Einblicke in die verschiedenen Gewerke im Haus und vor allem die Weitsicht den Nachwuchs betreffend. „Herr Handels kam auf mich zu und bot mir ein Auslandspraktikum an.“ Nicht unbedingt üblich und für Peters auch im ersten Moment nicht wirklich attraktiv, „aber die vier Wochen in der kleinen Möbelwerkstatt in Oslo waren für mich eine sehr wichtige Zeit.“ Der Maschinenpark dort war älter, die Gegebenheiten nicht so komfortabel. Es zeigte sich: Peters ist flexibel und anpassungsfähig, weiß sich zu helfen, kann über den Tellerrand schauen.

„Wir stellen uns breit auf und bilden unseren eigenen Nachwuchs nachhaltig aus“
Auszubildende durchlaufen bei Walbert-Schmitz alle hauseigenen Gewerke. Da geht es mal ins Marketing, in die Graphik und ins technische Atelier zur Arbeitsvorbereitung. Der Messebau ist heute sehr vielseitig, die zusätzlichen Angebote an die Auszubildenden tragen dem Rechnung. Und sie werden individuell nach Beobachtung gemacht: „Wir haben Milosch das Auslandspraktikum angeboten, weil wir wussten, dass er dort klar kommt“, so Handels weiter.

Breit aufstellen

„Wir stellen uns breit auf und bilden unseren eigenen Nachwuchs nachhaltig aus“, sagt Handels. Milosch Peters ist ein gutes Beispiel. Peters selbst möchte noch ein Jahr bleiben und sich anschließend weiterbilden. „Es ist normal, dass junge Leute noch andere Ziele haben“, sagt Handels. Und der Philosophie des eigenen Nachwuchses widerspricht das auch nicht: Schließlich gibt es genug ehemalige Azubis und Azubinen, die sich weitergebildet haben und nach einigen Jahren wieder zur Firma zurückgekehrt sind. Die drei Jahre Ausbildung nutzt Walbert-Schmitz für eine zeitgemäße Ausbildung – und um speziell ausgebildete Fachkräfte an die Firma zu binden. Milosch Peters: „Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, hier meine Ausbildung zu machen! Warum also nicht irgendwann zurückkehren?“ Und je besser die Mitarbeiter, desto breiter ist man aufgestellt, desto erfolgreicher lässt sich die Zukunft gestalten.

Dieser Text erschien ursprünglich in einem Mitarbeiter- und Kundenmagazin, das das Aachener Designbüro wesentlich. für einen Kunden entwarf. wesentlich. beauftragten mich mit einigen Texten zu dieser ersten Ausgabe. Die zweite ist derzeit in der Entstehung.
Christian machte 15 Jahre lang Musik, nahm Platten auf und tourte durch Europa. Zwischendurch studierte er und nahm die ersten Texterjobs an. Jetzt ist er freier Texter, Autor und Redakteur für Kommunikationsagenturen und Verlage, für Zeitschriften und Magazine, für die öffentliche Hand und Direktkunden, online und offline. Er mag Rhythmus und Prägnanz, Melodie und Relevanz. In Headline, Copy oder Redaktion, im Storytelling und relevantem Content. textass hold 'em.

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