Der richtige Umgang mit dem Handy

Foto: F. Gopp/ pixelio.de
Foto: F. Gopp/ pixelio.de

Am 11. Februar wurde der 10. Safer Internet Day der Initiative klicksafe begangen. Das Motto zum Jubiläum lautete „Immer online – Wie das mobile Internet unser Leben verändert“. Ein akutes Thema, denn gerade das Handy ist für Jugendliche das schnelle Tor zur online-Welt, das ihnen damit ständig offen steht. Der richtige Umgang damit will gelernt sein – das Projekt Handysektor könnte dabei helfen.

Das diesjährige Motto des Aktionstages greift den Trend auf, das virtuelle Leben nahtlos in den realen Alltag zu integrieren. Das betrifft nicht ausschließlich Jugendliche, bei Ihnen muss aber angesetzt werden, um ihre Entwicklung nicht unter Technologie leiden zu lassen. Und aus diesem Grund arbeitete klicksafe in diesem Jahr eng mit dem Projekt Handysektor zusammen, einem Gemeinschaftsprojekt der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) und des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs). Handysektor ist ein Informationsangebot, das sich speziell an Jugendliche richtet, um sie beim kompetenten Umgang mit mobilen Medien zu unterstützen.

Das Handy ist nicht einfach nur Statussymbol, es ist ein Kommunikationsinstrument. Nachrichten, Fotos, Videos – „Das Handy ist für Jugendliche heutzutage ein ständiger und unverzichtbarer Begleiter. Über WhatsApp oder Facebook schreiben sie mit Freunden, verabreden sich zu Treffen und informieren sich über ihr Umfeld“, so Felix Ebner, Medienreferent bei Handysektor.

Am Anfang war es nur eine SMS, jetzt steht es auf Facebook.
Relativ günstige Smartphones, die alle technischen Voraussetzungen zur online-Kommunikation mitbringen, und erschwingliche Flatrates, die das unbegrenzte Telefonieren und Surfen ermöglichen, begünstigen den regelmäßigen und sorglosen Gebrauch des Handys. Diese Bedenkenlosigkeit birgt natürlich auch Gefahren.

Website für Jugendliche, Eltern und Lehrer

Eine Anlaufstelle für Jugendliche stellt in dieser Hinsicht die Website handysektor.de dar. Dort werden auf einen Blick die relevanten Themen einer sicheren Internetnutzung angesprochen. Apps, Geräte, Datenschutz, Hacker, Abos, Mobbing, Porno und Gewalt haben alle einen eigenen Bereich auf der Seite. Die Begriffe werden erklärt, Auswirkungen aufgezeigt, Tipps für einen vernünftigen Umgang gegeben. Einen Bonus stellen die Flyer dar, die es in jedem Bereich zum Download oder in gedruckter Form kostenlos zu bestellen gibt. Die Themen werden beispielhaft und vor allem verständlich aufbereitet und bieten gleich mögliche Lösungen oder Anlaufstellen an. Ein kurzer Comic etwa beim Thema Mobbing versetzt sich in die Lage eines Opfers und folgt seinen Gedanken: Am Anfang war es nur eine SMS, jetzt steht es auf Facebook. Muss ich etwas an mir ändern? Was kann ich tun? Die machen mich fertig! Ich muss mich jemandem anvertrauen und Hilfe in Anspruch nehmen! Die Flyer nennen Sorgen und Probleme beim Namen, aber auch Telefonnummern und Internetseiten, die Jugendlichen in solchen Situationen sofort helfen.

Ein umfangreiches Lexikon klärt auf der Seite zudem über die spezifischen Begrifflichkeiten der verschiedenen Themen auf. Außerdem werden aktuelle Projekte vorgestellt, etwa der Selbstversuch ‘Handyfasten’, in dem die gesamte Handysektor-Redaktion auf ihre Handys verzichtet und sich via Facebook mit den Lesern darüber austauscht – Mitmachen erwünscht.

Wie reglementiere ich die Handynutzung meines Kindes? Sollte ich das tun? Kann ich das überhaupt?
Zwei weitere Bereiche fallen etwas später ins Auge, sind aber nicht weniger sinnvoll: die „Pädagogenecke“ und „Smartphone kreativ“. Letzterer hebt den praktischen Nutzen von Smartphones und ihren diversen Apps heraus. Ein Handy lässt sich als Wasserwaage einsetzen, bringt seinen Besitzer aber auch in Bewegung und an die frische Luft, denkt man etwa ans Geocaching. Vor allem aber in Fotografie, Video und Schnitt haben Smartphones unschlagbares kreatives Potenzial. Handysektor zeigt, wie man sich das zunutze macht: Grundlagen der Fotografie, Bauanleitung für einen Smartphone-Projektor oder App-Tipps für Bands und Musiker – wenn schon Handy-Daddelei, dann auch kreativ.

Die ‘Pädagogenecke’ richtet sich an Lehrer und Eltern und will ihnen bei der Vermittlung eines verantwortungsvollen Umgangs Jugendlicher mit dem Handy zur Seite stehen. Wie reglementiere ich die Handynutzung meines Kindes? Sollte ich das tun? Kann ich das überhaupt? Wie schaffe ich ein Bewusstsein bei Kindern, damit sie sich selbst kontrollieren können? Infomaterialien, Tipps und sogar Unterrichtseinheiten stehen zum Download bereit (alle Links finden Sie unter diesem Artikel).

Bewusstsein im Unterricht vermitteln

Schließlich ist die Diskussion um Handys auf dem Schulgelände oder gar im Unterricht auch nicht mehr ganz neu: Handy in der Schule – ja oder nein? Aus dem Alltag Jugendlicher nicht mehr wegzudenken, sind sie natürlich auch im Schulalltag präsent. „Gerade deshalb sollte die Nutzung in der Schule nicht zum Tabu-Thema gemacht werden“, heißt es auf dem Flyer „Das Handy in der Schule: TOP 10 Tipps für Lehrer“, die Handysektor zusammen mit klicksafe zum Safer Internet Day 2014 zusammengestellt hat. Rechtliche Fragen, etwa in Bezug auf das Beschlagnahmen von Handys oder Denkanstöße zur Thematisierung, zur bewussten Nutzung oder zur Privatsphäre. Die basisdemokratische Vereinbarung von Regeln, in die Schüler, Lehrer, Schulleitung und auch Eltern einbezogen werden sollen. Der sensible Umgang mit Bildern oder das Bewusstsein für Cyber-Mobbing. Der Flyer liefert Ideen, die sich nicht nur in den Schulunterricht integrieren lassen.

Jugendliche sind darauf trainiert, einfach nur zu ‘klicken’ und zu ‘bestätigen’, anstatt kritisch nachzuhaken.Felix Ebner, Medienreferent handysektor.de
Handysektor ist auch über die Website hinaus aktiv und hält unter anderem regelmäßig Handy-Workshops an Schulen ab. Gerade dort lasse sich nicht nur helfen, sondern auch sichtbar feststellen, wo bei Jugendlichen Defizite und Unsicherheiten liegen, sagt Felix Ebner: „Jugendliche sind darauf trainiert, einfach nur zu ‘klicken’ und zu ‘bestätigen’, anstatt kritisch nachzuhaken. Ich gebe daher konkrete Tipps zu Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen.“ Denn vor allem bei den Themen Datenschutz und Sicherheit seien viele regelrecht schockiert, „wenn ich zeige, wie viele Daten Apps sammeln und was für Missbrauch damit möglich ist“, erläutert Ebner. Volle Bewegungsprofile, Privatadressen, sogar die Trainingszeiten der Fußballmanschaft sind nur wenige Sekunden Recherche entfernt. Das ist auch vielen Erwachsenen oft nicht bewusst.

Immer online – das bedeutet Aktualität, Mobilität und Freiheit, aber letztlich auch Druck. Schnell verletzt man die eigene und die Privatsphäre anderer, ebenso schnell gerät man in die Abo-Falle, noch schneller macht man sich angreifbar. Ganz zu schweigen von möglichen gesundheitlichen oder sozialen Defiziten. Handysektor bietet Anregungen, wie man sich selbst und seinen Kindern ein Bewusstsein für den Umgang mit dem Handy schafft. Und damit letztlich Sicherheit.

klicksafe ist die „Sensibilisierungskampagne zur Förderung der Medienkompetenz im Umgang mit dem Internet und neuen Medien im Auftrag der Europäischen Kommission“, wie es auf ihrer Website heißt. Innerhalb dieser Kampagne werden Projekte, Kampagnen und Schulungen zur sicheren Nutzung moderner Kommunikationsmittel geplant und umgesetzt. Bereits 1999 startete die EU das Safer Internet Programme, „dessen Schwerpunkte die Bekämpfung von illegalen, unerwünschten oder schädlichen Inhalten sowie die Förderung eines sicheren Umfelds und die Sensibilisierung darstellen.“ Mittlerweile gibt es in 31 europäischen Ländern sogenannte Safer Internet Centres zur Umsetzung des Programms. Dem deutschen Zentrum gehört unter anderem das Awareness Centre klicksafe an. Der internationale Aktionstag Safer Internet Day, den es seit 2004 gibt, wird in Deutschland von klicksafe koordiniert.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der KingKalli-Ausgabe April/ Mai ’14.
Christian machte 15 Jahre lang Musik, nahm Platten auf und tourte durch Europa. Zwischendurch studierte er und nahm die ersten Texterjobs an. Jetzt ist er freier Texter, Autor und Redakteur für Kommunikationsagenturen und Verlage, für Zeitschriften und Magazine, für die öffentliche Hand und Direktkunden, online und offline. Er mag Rhythmus und Prägnanz, Melodie und Relevanz. In Headline, Copy oder Redaktion, im Storytelling und relevantem Content. textass hold 'em.

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