Energie – ein Erlebnis im Energeticon Alsdorf

Energeticon Alsdorf - (c) Christian Dang-anhDie Dauerausstellung „Energie erleben – Energie verstehen“ im kürzlich neu eröffneten Energeticon verspricht in ihrem Titel viel. Und sie hält sogar noch mehr. Ein Sonntagnachmittagsbesuch.

An einem grauen und herbstlichen Sonntagnachmittag im November stehe ich allein im Sonnenraum des Energeticons, eingebettet in gedämpftes alternierendes Licht und subtile bis wuchtige Klänge. Ich bin beeindruckt. Und dann wiederum überrascht. Diese beiden Gemütszustände werden mich noch während meines gesamten Besuchs begleiten. Soviel schon mal vorab: Das Energeticon in Alsdorf mit seiner neuen Erlebnisausstellung „Energie erleben – Energie verstehen“ muss man gesehen haben!

Die Sanierung von Kaue und Schmiede im Alsdorfer Annapark, dem Gelände der ehemaligen Grube Anna, wurde gerade abgeschlossen; das Energeticon, entstanden aus dem Museum des Alsdorfer Bergbaumuseumsvereins, bekam damit zwei weitere Gebäude zum Fördermaschinenhaus dazu, das seinerseits bereits seit 2009 als Eventlocation für den Kulturbereich genutzt wird. NRW-Umweltminister Johannes Remmel höchstpersönlich eröffnete am 8. September die Dauerausstellung und den damit einhergehenden Tag der offenen Tür. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht nämlich die Energiewende: Die Geschichte der Energie, ihrer Gewinnung und Nutzung wird in etwa 30 unterschiedlichen Szenen auf einem 700 Meter langen Ausstellungsparcours erzählt. Und das, wie bereits erwähnt, durchaus beeindruckend.

Atmosphäre und Authentizität

Der Sonnenraum macht dabei den Anfang: In einem verdunkelten Raum hängt eine Sonnenkugel von der Decke herab, die von einem Lichtdesigner, einer Ausstellungsgestalterin und einem Konstrukteur eigens für das Energeticon geschaffen wurde. Ihr Licht blendet in verschiedenen Tönen auf und ab, während eine Soundcollage aus hörbar gemachten Radioteleskop- und Spektrometerdaten die kosmische Stimmung untermalt. Da ich alleine in dem Raum stehe, wirkt die Szenerie um so imposanter auf mich ein. Die Sonne als mächtiger Ursprung erneuerbarer Energien wird hier nachdrücklich in Szene gesetzt, bevor der Parcours dann in einen weiteren abgedunkelten Raum führt, in dem Schaukästen und Videoleinwände einen Überblick über erneuerbare und fossile Energien geben. Auch dieser Raum ist sehr atmosphärisch gehalten – die audiovisuellen Eindrücke der ersten beiden Stationen vermitteln schnell, dass das moderne Thema der Nachhaltigkeit ebenso nachhaltig und zeitgemäß umgesetzt wurde. Soweit schon mal gelungen!

Energeticon Alsdorf - (c) Christian Dang-anhUnd jetzt wird es erstmal historisch: In einem Aufzug wird die Fahrt unter Tage simuliert, und als sich die Fahrstuhltür wieder öffnet, stehe ich in einem alten Stollen. Der Abbau historischer Sonnenenergie, also der Energie in Form endlicher fossiler Energieträger, lässt sich hier an einem wahrlich authentischen, historischen Ort, einem ehemaligen Bergwerk, entdecken. Vom Sounddesign – es wummert dumpf und immer wieder hört man einen Bergmann etwas rufen – bis zur Ausstattung mit historischen Gerätschaften, Bildern und Filmaufnahmen stimmt hier alles.

Nachgestellte Situationen, Exponate und Erklärschilder – es steckt ziemlich großer Aufwand und viel Liebe zum Detail hier und im weiteren Verlauf des Parcours, der aus dem Stollen wieder an die Oberfläche und auf ein Außengelände führt. Alte Bohrer und Förderwagen rechts und links leiten mich zu weiteren Wegen, die von dort aus in einen weiteren Stollen, in dem sich ebenso authentisch-atmsophärisch erleben lässt, wie hoch der Aufwand der Förderung fossiler Energie wirklich war, und schließlich in die Kaue führen. Dort finde ich weitere Ausstellungsräume, die sich nun mit dem regenerativ-industriellen Zeitalter befassen.

Energie spielerisch verstehen

Dieser Teilbereich der Ausstellung hat sich ganz der Interaktion verschrieben. Hier lernt man an verschieden Stationen, wie Energie sich verhält, wie man sie daher effizient nutzen kann, wie sie sich auf der Welt verteilt. Es wird gepumpt, getreten, gehoben und gezogen, um Energie als solche kennen und verstehen zu lernen. An unterschiedlichen Stationen kommt spätestens hier auch die Haptik also nicht zu kurz. Ob man eine Kurbel dreht, die Druckenergie aufbaut, die sich schließlich entlädt und so eine Rakete in die Luft schießt oder ob man durch Radeln die Versorgung eines Energienetzes simuliert, es geht spielerisch ans Eingemachte. Mit schmerzenden Oberschenkeln stelle ich fest, dass man mit einer Kondition wie der meinen den globalen Blackout nicht verhindern kann. Zudem erfahre ich, wie viel ein Westeuropäer im Schnitt an Energie verbraucht, was nötig ist, um diese Mengen aufzubringen, wie dieser Bedarf mit regenerativen Energien gedeckt werden kann. Aktuelle Beispiele der Anwendung neuer Energien – Solaranlagen, moderne Heizungen, Elektromobile etc. – zeigen zudem, wo wir derzeit stehen und wohin es gehen kann.

Energeticon Alsdorf - (c) Christian Dang-anhUm es noch einmal zu erwähnen: Ich war beeindruckt. Vom Umfang, von der aufwändigen audiovisuellen und haptischen Umsetzung, von der Authentizität und der geschaffenen Atmosphäre der historischen Teilbereiche, von der spielerischen Leichtigkeit der Experimentierstationen. Und damit sind noch längst nicht alle spannenden Aspekte genannt – der Begriff ‘Erlebnisausstellung’ könnte treffender nicht sein. Umso überraschter war ich, wie wenig im Energeticon los war: Auf dem Parcours begegne ich an diesem grauen Sonntagnachmittag vielleicht fünf bis zehn weiteren Besuchern. Auch wenn das eventuell nicht repräsentativ für die sonstige Besucherfrequenz in Schmiede, Kaue und Fördermaschinenhaus im Alsdorfer Annapark war, die Dauerausstellung „Energie erleben – Energie verstehen“ verdient die größtmögliche Aufmerksamkeit! Denn nicht nur ist das Thema Energiewende von höchster Relevanz, die Umsetzung durch Hören, Sehen und Anfassen ist mehr als ansprechend: Sie ist fesselnd. Da geht die Sonne auf – egal bei welchem Wetter!

 

Geöffnet ist das Energeticon immer dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und samstags und sonntags zwischen 11 und 18 Uhr. An jedem dritten Sonntag im Monat findet um 14 Uhr eine Führung statt, die ohne Voranmeldung besucht werden kann. Der Parcours ist weitestgehend barrierefrei gestaltet, auch spezielle Führungen für Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen finden statt. Für Familien bietet das Energeticon kostenlos spannende Rallyes an. Speziell für junge Besucher gibt es zudem altersgerechte Führungen, individuelle Mitmachaktionen oder Workshops. Alle weiteren Infos unter www.energeticon.de oder unter +49 (0)2404 599 110. 
Energeticon
Konrad-Adenauer-Allee 7
52477 Alsdorf
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der KingKalli-Ausgabe Dez. ’14/ Jan. ’15. Alle Fotos übrigens (c) Christian Dang-anh. Mein Sohn wollte an diesem Nachmittag übrigens lieber bei Oma bleiben und hat sich hinterher schwarzgeärgert. No pun intended. 

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Christian machte 15 Jahre lang Musik, nahm Platten auf und tourte durch Europa. Zwischendurch studierte er und nahm die ersten Texterjobs an. Jetzt ist er freier Texter, Autor und Redakteur für Kommunikationsagenturen und Verlage, für Zeitschriften und Magazine, für die öffentliche Hand und Direktkunden, online und offline. Er mag Rhythmus und Prägnanz, Melodie und Relevanz. In Headline, Copy oder Redaktion, im Storytelling und relevantem Content. textass hold 'em.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert